Nine Inch Nails – The Fragile

Fünf lange Jahre hat uns Trent Reznor und sein Ein-Mann-Projekt Nine Inch Nails warten lassen, um dann gleich mit einer Doppel-CD einzuschlagen. Wer gleich zu Beginn einen Kracher erwartet hat, wird bitter enttäuscht, denn "Somewhat damaged" kommt höchstens textlich wie einer daher. Hier merkt man nämlich, welche Höllenqualen der Sänger in den letzten fünf Jahren durchlebt haben muss, um "The day the world went away" zu erleben. Beim zweiten Song kommen einem gewaltige Soundwellen entgegen, die aber auch leise wieder abebben, um in das düstere Piano-Instrumentalstück "The frail" überzugehen. Der kirchliche Glaube kam noch nie gut bei Trent Reznor weg, wie man auch wieder in "The wretched" feststellen kann. Mit dem fünften Song "We´re in this together" kommt die Platte endlich richtig in Fahrt und Reznor schreit seine Wut regelrecht heraus. Der Titelsong beschreibt das Gefühl, wenn man an schlimmen Situationen vorbeirauscht, in die man nicht eingreifen kann. Es folgt mit "Just like you imagined" wieder ein Instrumentalstück mit Jazz-Anleihen. Der depressive Weg eines Süchtigen wird in "Even deeper" beschrieben. Dann wird uns mit "Pilgrimage" und "No, you don´t" fast schon OldSchool-Industrial serviert. Mit "La mer" folgt eines der zärtlichsten und zerbrechlichsten Lieder, die Trent Reznor je geschrieben hat. Im letzten Stück der ersten CD "The great below", geht es dann um das Thema Todessehnsucht.
Thematisch bleibt die zweite CD bei Thema Todessehnsucht, sofern man diese nach der Hölle hat, denn "The way out is through" hört sich wie direkt aus dieser gesungen an. Der zweite Song "Into the void" stammt definitiv aus der Aufnahmesession des Vorgängeralbums und der dritte, "Where is everybody?", kling wie eine perfekte Mischung aus den beiden Alben. Dann folgt mit "The mark has been made" ein ruhiges und zunächst eher langweiliges Instrumentalstück, welches nach zwei Minuten aber gut Fahrt aufnimmt. Geschichten aus dem Drogensumpf erzählt uns Trent Reznor in "Please". Kein Wunder das "Starfuckers, Inc." als Single ausgekoppelt wurde, da es ein Hammersong ist, der zum Mitschreien anregt. Das folgende Instrumental "Complication" weist 80er-Jahre-Disco-Anleihen aus, was thematisch zum folgenden "I´m looking forward to ing you, finally" t. Dieser Song bleibt wegen dem zuckersüßen Refraintext "The smell of sunshine - I sometimes" sofort im Ohr kleben. Gleich gut kleben bleibt auch die Refrainzeile "There is no place I can go - there is no way I can hide" aus "The big come down". Zum Schluss gibt es noch das verwirrende Instrumental "Ripe (with decay)".
Fazit: Eine Platte, die man mehrmals hören muss. Zunächst enttäuschend, doch irgendwann erschließt sie sich zumindest den Hardcore Nine Inch Nails Fans.